22 - Die Sorgen des Pfarrers


Als Karl am nächsten Morgen im Eispalast erwachte, rieselte trüber Regen vor den grossen Verandafenstern; die mächtigen Bäume des Parkes trieften.
Karl verschob seine Wohnungsmessungen auf den Nachmittag. Da war es zwar auch nicht angenehm, mit dem Rad durch die Pfützen in einen entfernten Vorort zu fahren und dort im Regen mit nassem Lodenmantel wenig entzückte Hausfrauen mit seinem Besuch zu beehren – aber der Tag ging herum, es war wenigstens eine Beschäftigung und wurde mit 90 Pfennigen pro Stunden honoriert.
Ilse hingegen ruhte sich, als Karl gegangen war, ein Stündchen aus und war eben wieder am Aufwachen, da klingelte es und als Ilse öffnete, stand der Pfarrer Zeisig vor der Tür.
Er hatte es eilig und wollte nur den Persilschein für Karl bringen, aber ließ sich doch auf ein kurzes Plauderstündchen ein. Wer weiß wie lange hatte er Ilse nicht mehr gesehen.
Sie fragte ihn nach seiner Familie aus. Zeisig gab ihr mit seiner gelassenen, freundlichen Stimme, in der nur ein klein wenig der getragene Kirchenton nachschwebte, gerne Auskunft:
"Ja, von unserem Ältesten ist immer noch keine Nachricht da, seit der als Sanitäter vor Stalingrad vermißt ist! Für meine Frau ists schon recht schwer – Gottseidank machen sich die anderen drei Buben alle gut, studieren Theologie – und die Barbara will ja im nächsten Frühjahr heiraten, auch einen Vikar, wie ihre Mutter!"
"Respekt, Herr Pfarrer" lachte Ilse, "das macht ihnen so leicht keiner nach – drei Theologensöhne und eine Pfarrersfrau!"
"Nun muß ich gehen, bin ja so mit Arbeit überladen. Denken sie, seit dem Krieg sind wir gerade ein einziges Mal hinaus an den Fluß gekommen – aber von unserem




kleinen Paradieswinkel sind nur noch die Büsche da, Zaun und Hüttchen sind verschwunden!" Höflich verabschiedete sich der Pfarrer wieder.

    

Wanderungen und Sandspiele im und am Fluss


Im Herbst kaufte Karl noch mehr Obstbäume und Beerensträucher und pflanzte sie ein. Er umhüllte die jungen Bäumchen mit alten Drahtgittern, denn im vorigen Winter hatten ja Hasen und Rehe böse an den wenigen Bäumchen herumgeknabbert, die er schon im Herbst eingepflanzt hatte. Ende November, als diese Arbeiten getan waren, wurde dann wieder der übliche alljährliche Hütteneinbruch festgestellt: schon unterwegs sah Monika mit Verwunderung das schön blau gestrichene Regal, das doch eigentlich seinen Platz in der Hütte hatte, an dem Steg im Bach hängen. Die Tür war wieder aufgebrochen – Werkzeug, Strohsäcke usw., das war alles da, aber aus der Bank, der mit dicken Steinen beschwerten Schubkarre und sonst noch einigem Inventar hatten die Einbrecher einen Steg über den Bach gebaut! Da konnte man nur den Kopf schütteln über solche Bubenstreiche – aber ärgerlich wars doch, daß man wieder die Tür richten und eines der so schwer erhältlichen Vorhangschlösser kaufen musste. Der Traum vom Paradies hatte seine Tücken! Trotz trüber Stimmung sah Karl aber optimistisch in die Zukunft.











Herbststimmung in den Auen







dreifels ag