Auf eigenem Grund im eigenen Haus, trotz Weltkrieg und Bombenterror, trotz Bewirtschaftung und Besatzung, Mangel und Elend!
Dieser Augenblick brauchte eine Stunde des Besinnens – keine feierlichen Worte und Handlungen waren dazu nötig, hatte man ja durch viele Jahre hindurch übergenug bekommen von den grossen leeren Worten und von dem lauten Getöse hohler Trommeln.
Jetzt war endlich die grosse Stille eingetreten – nicht einmal die Hände reichten sie einander im Kreise, nur die Eltern lehnten sich gerührt aneinander.
Eine ganze Weile standen sie so ganz still, dann aber spürte man die Müdigkeit in den Knochen und den Staub auf der Haut – flink warfen alle die Kleider ab und spülten im frischen Wasser des Baches Müdigkeit und Staub ab. Es war fast eine heilige Handlung diesmal, wenn sie auch in Spritzen und Lachen endete:
Die Taufe derer, die in ihrem Lande wieder Wurzeln geschlagen hatten.
Auch die beiden jungen Gäste durften sich zu den Getauften rechnen, und die Tante wusch sich Hände und Füsse in den fliessenden Wellen und dachte wehmütig an ihre eigene Jungend und so manchen Traum, der nicht Wirklichkeit geworden war.
Nach dem Bad sass man, das Mahl geniessend, unter den Bäumen in der Runde – „gleich nach der Taufe das Abendmahl“ lächelte Karl vor sich hin – danach räumten die Frauen im Häuschen noch dies und jenes ein, was zum Schlafen nötig war, die Männer setzten sich nebeneinander auf die Bank vor der alten Hütte und genossen den Feierabend.
Nach einer Weile gingen sie hinein, denn die Nacht sank herab. Kein Lüftchen rührte sich in den Bäumen, die Sonne, feurig rot, war im bleiernen Dunst versunken.
Karl und Ilse traten nochmals vor das Haus hinaus, es zog sie in die magische Stille und an den rauschenden Fluss.
Rot ging der Vollmond im Osten auf, stieg rasch höher und liess die Wellen des Flusses silbern erglänzen.
Ilse sah zu Karl auf:
“Ist er nun erfüllt, dein grosser Traum?“
„Gibt es das – Erfüllung? Ein neuer Tag ist heute und jeden Tag!“