Tagsüber lässt die Sonne die vielen Seen, die wir passieren, in schönstem Blau leuchten. Niemand würde denken, dass viele von ihnen das Wasser liefern für die riesigen Kraftwerke, die Südnorwegen mit Strom versorgen.
Bevor die Sonne untergeht, lassen wir uns auf einem ziemlich ausgestorbenen Campingplatz nieder und geniessen nochmals Lachs vom Campingkocher.
An hunderten von Elchtafeln sind wir vorbei gefahren. Der einzige männliche Elch, den wir gesehen haben, ist aber leider derjenige aus Plüsch, der uns während der ganzen Reise hinter der Windschutzscheibe hängend begleitete. Es hätte uns Wunder genommen, ob wir bei einem echten mit dem TWIKE untendurch gepasst hätten;-). Gemäss Erzählungen müssen diese Viecher riesig sein...
Schiffahren sind wir uns mittlerweile gewohnt und schon wiederholt haben wir uns darüber gewundert, wie viele Dinge, die für das Vorwärtskommen absolut unwichtig sind, dieselbetrieben auf diesen "Verkehrsmitteln" mitgeführt werden.
Was uns aber auf der neuen Fähre Kiel-Oslo (Baujahr 2007) erwartet, verschlägt uns schlicht die Sprache: Verschiedenste Restaurants, vom Burgerladen bis zur noblen Gaststätte, ein Casino, ein grosses Fitnesscenter, mehrere Konferenzräume, eine Wasserwelt mit Rutschbahn und mitten im Schiff eine Promenade, gesäumt von unzähligen Bars, Bühnen, Tanzflächen und Läden, geschmückt mit haufenweise Kitsch in allen Farben leuchtend und blinkend.
Als wir in Kiel schliesslich feststellen, dass viele Passagiere eine Rückfahrt gebucht haben und gerade mal drei Stunden in Deutschland verbringen, fragen wir uns schon: Wieso, liebe Norweger, könnt ihr euch nicht an Land vergnügen? Dort könnte man all das, was ihr dafür braucht wenigstens mit Strom aus Wasserkraft betreiben und nicht mit Dieselstrom...
Ein gewisses Energiebewusstsein scheint den meisten Bewohnern dieses Landes tatsächlich fremd zu sein. Quadratkilometerweise unberührte Natur, glasklare Seen und Flüsse an jeder Ecke, Wasserkraftwerke, die mehr als den Bedarf des eigenen Landes abdecken, grosse Erdöl- und Gasvorräte vorgelagert im Meer. Ja, weshalb sollte man sich da Gedanken zur Energieversorgung und zur Umwelt machen?
Tatsächlich haben wir da etwas andere Voraussetzungen in der Schweiz...
Geradezu sympathisch, wie es dann in Deutschland weitergeht, mit dem Autozug von Hamburg nach Lörrach. Da fährt verhältnismässig wenig mit, die Einrichtung der Fünferschlafabteile ist tatsächlich auf das Notwendigste reduziert. Und doch wird eigentlich auch dieses Verkehrsmittel unserem Anliegen gerecht, in kurzer Zeit eine grosse Strecke zurück zu legen und dabei unser TWIKE mittransportieren zu können.
So geraten wir zum Schluss unserer Reise noch richtig ins Grübeln und bedauern, dass gewisse unzweckmässige Verkehrsmittel auf der Rückreise sich etwas negativ auf die Ökobilanz der gesamten Reise ausgewirkt haben... :-(
Abgesehen davon haben wir unsere Reise in den hohen Norden aber einfach unheimlich genossen. Die Landschaft, das Licht und die Stille haben uns verzaubert. Wir haben es geschätzt, mit vielen interessanten Menschen in Kontakt zu kommen (viele dieser Begegnungen verdanken wir dem TWIKE!) und auf Strassen unterwegs zu sein, auf denen keine Hektik herrscht und es keine Staus gibt.
Das waren acht unvergessliche Wochen! Voll von Bildern und Eindrücken, von denen wir noch lange zehren werden, sind wir nun in die Schweiz zurück gekehrt.
Als TWIKE-Neuling bin ich begeistert, dass eine solche Reise mit diesem Fahrzeug völlig problemlos möglich ist. Herzlichen Dank all jenen, die auf irgendeine Weise dazu beitragen, dass es dieses geniale Gefährt gibt und dass es hoffentlich noch möglichst lange weiter fährt!
Und übrigens: Wir freuen uns darauf, euch noch einige zusätzliche Bilder zu zeigen, an einem gemütlichen Fondueabend. Siehe unter Termine
>>> Für den TWIKE Klub, Susann Morf & Stephan Meister, 03.10.2008