TWIKE Klub
   

Titel_670

TWIKE 370 in Skandinavien


1. Teil: 03.08.-12.08.2008; Schweiz - Dänemark
2. Teil: 13.08.-24.08.2008; Süd- und Zentralnorwegen
3. Teil: 25.08.-29.08.2008; Kystriksveien Steinkjer - Moskenes (Lofoten)
4. Teil: 30.08.-06.09.2008; Lofoten - Tromsø
5. Teil: 07.09.-13.09.2008; Tromsø - Nordkap
6. Teil: 14.09.-28.09.2008; Nordkap - Zürich


6. Teil: Nordkap - Zürich

Magerøya, die "Magere", heisst die Insel, auf welcher das Nordkap liegt. Von der Vegetation her mag dieser Name zutreffend sein. Sonst aber ist es alles andere als mager, was sie bei diesen Witterungsbedingungen zu bieten hat. Wir geniessen auf dieser Insel jede Stunde, bevor wir uns am 15. September auf den "Heimweg" Richtung Süden machen.

Es bleibt uns ein weiterer Tag, die Insel Magerøya zu erkunden. Dass er sich mit strahlend blauem Himmel präsentiert, freut uns natürlich. Wir folgen den Empfehlungen unseres "Campingplatzchefs" und machen uns auf zur Kirkeporten. Obwohl die ganze Wegbeschreibung ausschliesslich auf norwegisch erfolgte, fahren wir in der richtigen Richtung los. Den Wanderweg müssen wir dann aber doch noch etwas suchen, denn ausgeschildert sind hier auch Sehenswürdigkeiten nur behelfsmässig.

Schliesslich sind wir da, beim Loch im Fels, durch welches man das Nordkaphorn sehen kann. Dank eines Sprints über Stock und Stein gelingt es uns sogar, gemeinsam mit jenem im Bild zu sein.


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Auf dem Rückweg haben wir einen schönen Ausblick auf Skarsvåg, das nördlichste Fischerdorf. Ein weiteres Mal können wir es kaum fassen, dass sich uns alles in solch wunderbarem Licht präsentiert. Wir stellen uns vor, wie es hier wäre, wenn es dauernd regnen würde. So wie das offenbar den grössten Teil dieses Sommers war...

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Für den Sonnenuntergang, ist ja klar, fahren wir nochmals zum Nordkap hoch. Bevor die Sonne im spiegelglatten Meer versinkt, meint man, ihr auf einer goldenen Brücke entgegenlaufen zu können. Als sie verschwunden ist, drehen wir uns um 180° um...

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... und tauchen ein in eine völlig andere, aber ebenfalls zauberhafte Stimmung. Der Vollmond steht bereits am rosa gefärbten Himmel.

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Nicht nur wir sind völlig hingerissen von diesem Naturschauspiel ;-).

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Wir schätzen es aber sehr, uns diese Momente nicht mit hunderten, sondern nur mit ein paar wenigen Personen teilen zu dürfen.

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Während die letzten Romantiker das Plateau verlassen, richten wir uns zum Schlafen ein.

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Die Dämmerung dauert noch lange an, so dass wir uns noch nicht entschliessen können, ins Zelt zu kriechen, obwohl morgen frühes Aufstehen angesagt ist.

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Auch von der Nordkapkugel (die wir während unzähliger Fotosessions in den letzten Tagen richtig liebgewonnen haben;-)) wollen wir uns noch verabschieden. Sogar der Scheinwerfer, der uns bei Sonnenaufgang gestört hatte, weil er das Naturerlebnis doch ziemlich beeinträchtigte, sorgt nun für reizvolle Effekte.

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Es passt einfach alles für bleibende Eindrücke: Der spezielle Ort, die Sternschnuppe, die über den sternenklaren Himmel huscht, der Vollmond, die Zweisamkeit. Wir stehen einfach da, staunend, die Ruhe geniessend. Und da plötzlich entdecken wir am Himmel noch mehr.

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Nordlichter! Wer sich vor dem Bildschirm etwas hin und her bewegt, wird sie auch auf unserem Foto schwach erkennen können. Grün am dunklen Himmel.
Doch ein Bild vermag nie wiederzugeben, was sich da am Himmel abspielt. Das Licht kommt und geht, wird stärker und schwächt sich wieder ab, steht mal still, um bald darauf davon zu huschen, taucht plötzlich an anderer Stelle wieder auf, wechselt langsam von grün in ein zartes Lila. Und immer, wenn wir beschliessen, uns nun doch endlich schlafen zu legen, taucht es an anderer Stelle mit neuen Formen wieder auf. Nordlichter: So schnell werden wir wohl nicht wieder welche sehen. So wird unsere Nacht zwar kurz, aber wir schlafen wunderbar nach diesem besonderen, stimmungsvollen Abend.

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Nur wenige Stunden später dämmert es bereits wieder. Wir stehen um halb vier auf. Denn um sechs Uhr wird etwa 30 Kilometer südlich, in Honningsvåg das Schiff der Hurtigruten ablegen, auf welchem wir Plätze reserviert haben.

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Während sich die Sonne langsam über den Bergrücken schleicht, fährt sie ein, die MS Trollfjord.

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Sie wird uns über einen grossen Teil der Strecke, die wir mit dem TWIKE in den letzten Wochen zurückgelegt haben, zurück befördern.

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Fahrzeuge werden hier nicht viele ein- und ausgeladen. Wir haben die Verladerampe für uns alleine.

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Und dann geht sie los, unsere Schiffsreise. Dass der Himmel strahlend blau ist, sind wir uns ja mittlerweile schon fast gewohnt. Aber zu schätzen wissen wir es nach wie vor.
Wir sind gespannt darauf, die norwegische Küste, die wir in den letzten Wochen auf dem Landweg ziemlich genau kennengelernt haben, nun vom Wasser aus zu erleben.

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Eine andere Welt: Nachdem wir im TWIKE doch ab und zu (trotz treten) an die Füsse gefroren haben und so das "Klima" ziemlich hautnah erlebten, sitzen wir nun im klimatisierten Panoramasaal und lassen die Landschaft vorbeiziehen.

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Gegen Abend des zweiten Hurtigrutentages erreichen wir bereits wieder die Lofotenhauptstadt Svolvær. Dadurch, dass das Schiff rund um die Uhr fährt und an den meisten Orten nur für kurze Zeit anlegt, kommen wir (aus unserer Sicht) schnell voran. Kein Wunder, hatten die ersten Passagiere, die vor mehr als 100 Jahren das erste Postschiff der Hurtigruten bestiegen, das Gefühl "hurtig" unterwegs zu sein.
Heute, wo jeder grössere Ort im Norden seinen Flugplatz hat, scheint die Hurtigrute den meisten Einheimischen aber nicht mehr schnell genug zu sein. Es sind nur wenige Passagiere, die zusteigen, um nur ein paar Häfen weiter zu fahren. Die meisten Leute, die das Schiff bevölkern, scheinen die Rundreise Bergen - Kirkenes - Bergen gebucht zu haben. Auf unserer Rundreise sind übrigens meist etwa 500 der 800 Betten an Bord belegt.

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Wir nutzen den einstündigen Aufenthalt in Svolvær, um im Bacalao eine heisse Schokolade zu trinken. Hier haben wir auf dem Weg in den Norden viele Stunden verbracht, denn hier gibt es gratis W-LAN.
Gemütlich ists, dass Feuer knistert im Cheminéeofen und fast kommt etwas Wehmut auf, so bald werden wir da nicht wieder sein.
Märchenhaft ist die Abendstimmung, als wir Abschied nehmen von den Lofoten.

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Am nächsten Tag passieren wir die Gebirgsformation "De syv søstre" (Die sieben Schwestern). Auch damit sind Erinnerungen verbunden. Die erste dieser Schwestern haben wir auf der Hinreise zu Fuss erklommen.

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The world's most beautiful voyage: So verspricht es die Werbung (kleiner Schreibfehler auf dem Schiff inklusive ...). Zugegeben, abwechslungsreich von der Aussicht her ist sie und komfortabel dazu. Und doch: Für uns war das Unterwegssein mit dem TWIKE most beautiful. Anhalten können wo man will, bleiben können, wo es einem gefällt, das Fahrzeug mal stehenlassen und die Umgebung zu Fuss erkunden: Das gefällt uns.
Für ein paar Tage geniessen wir all den Komfort (wie das Sprudelbad auf Deck, das riesige Frühstücksbuffet oder sich beim Abendessen einfach bedienen zu lassen), aber bald schon "juckt" es uns auch, wieder auf eigene Faust weiter zu ziehen.

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In Trondheim haben wir mehrere Stunden Aufenthalt. Schon zum zweiten Mal begrüsst uns diese Stadt mit wolkenlosem Himmel. Mit dem Trotti entkommen wir dem Hurtigrutentross, der sich jeweils sobald das Schiff angelegt hat an Land wälzt, relativ rasch und geniessen es, uns die Stadt, die wir schliesslich von der Hinreise her schon "kennen", noch im Morgenlicht anzuschauen.

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Zum Schluss der Seereise erleben wir das Meer endlich mal noch stürmisch. Während des letzen Abendessens und der Nacht schaukelt das Schiff ganz ordentlich. Manche Gäste verlassen den Speisesaal ziemlich blass. Schade um all die feinen Essen, die da ungekaut wieder in die Küche zurück gebracht werden!

Nach fünf Tagen und vier Nächten auf See rollt unser Twike frisch geladen und voller Tatendrang in Bergen an Land und freut sich, endlich wieder festen Boden unter den Rädern zu haben.

Die Stadt Bergen wird ihrem Ruf als niederschlagsreichste Region Norwegens gerecht und empfängt uns mit Nieselregen! Lange her, dass wir die Regenjacke aus diesem Grund brauchen. Während Wochen diente sie uns eigentlich fast ausschliesslich als Windschutz.

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Und ausser Regen hat Bergen noch etwas zu bieten, was wir auf unserer Reise sehr selten gesehen haben: Grosse Ansammlungen von Touristen. Ob der Fischmarkt wohl nur noch ihretwegen existiert? Auf jeden Fall sind die Lachsfilets, die wir hier kaufen, die teuersten, die wir je gegessen haben.

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Am nächsten Tag bringt bereits die Sonne die berühmten, farbigen Fassaden des alten Bergen wieder zum Leuchten.
Ob es vielleicht wirklich so ist, dass die Sonne mit uns reist?

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Der Küste entlang fahren wir am nächsten Tag nach Stavanger.

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Während der Sightseeingtour in Stavanger bringen wir unser "Scharfes Geschütz" in Stellung. Als Spionagefahrzeug könnte unser TWIKE sicher militärische Funktionen übernehmen, so leise wie wir uns in der Altstadt rumschleichen.
Oder wäre manchmal eine kleine Bordkanone auch im alltäglichen Verkehr noch von Nutzen?

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Wie auch immer, auf dem Zeltplatz von Stavanger erwartet uns schon eine ganze Filmcrew, die eigentlich einen Film über Kinder auf dem Zeltplatz drehen wollte. Kurz entschlossen richten sie dann aber ihre Geräte auf das TWIKE.

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Wir fahren bald weiter in Richtung Oslo. Östlich von Stavanger fahren wir ins Sirdalen hinein. In ganz Norwegen müssen wir immer wieder Tollroads befahren. Doch Motorräder, wo wir uns auch dazuzählen, sind meist von diesen Gebühren ausgenommen. So ersparen wir uns auf unserer Reise doch einige Abendessen.

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Wunderschöne Natur findet man in Norwegen offenbar einfach fast überall. Auch der Weg, den wir von der Westküste Richtung Oslo einschlagen, ist superschön. Bestimmt gäbe es auch hier noch eine Menge zu entdecken. Ob wir etwas voreilig unsere Tickets für die Fähre ab Oslo in 3 Tagen gebucht haben?
Was aber unabänderlich ist und uns in unserem Entscheid bestätigt: Die Tage werden nun schnell kürzer und die Nächte langsam empfindlich kalt im Zelt.
Also geniessen wir es zum letzten Mal, unser Zelt aufschlagen zu können, wo es uns gefällt. Weit und breit keine Menschenseele.
Wer hat schon an einem Seelein gestanden, das Wasser so ruhig, dass man die Sterne darin funkeln sieht? Wunderschön!
Und ebenso eindrücklich die Szenerie am nächsten Morgen, Nebelschwaden, die sich im Wasser spiegeln.

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Etwas melancholisch könnte man da schon werden...

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Tagsüber lässt die Sonne die vielen Seen, die wir passieren, in schönstem Blau leuchten. Niemand würde denken, dass viele von ihnen das Wasser liefern für die riesigen Kraftwerke, die Südnorwegen mit Strom versorgen.

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Bevor die Sonne untergeht, lassen wir uns auf einem ziemlich ausgestorbenen Campingplatz nieder und geniessen nochmals Lachs vom Campingkocher.

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An hunderten von Elchtafeln sind wir vorbei gefahren. Der einzige männliche Elch, den wir gesehen haben, ist aber leider derjenige aus Plüsch, der uns während der ganzen Reise hinter der Windschutzscheibe hängend begleitete. Es hätte uns Wunder genommen, ob wir bei einem echten mit dem TWIKE untendurch gepasst hätten;-). Gemäss Erzählungen müssen diese Viecher riesig sein...

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Schiffahren sind wir uns mittlerweile gewohnt und schon wiederholt haben wir uns darüber gewundert, wie viele Dinge, die für das Vorwärtskommen absolut unwichtig sind, dieselbetrieben auf diesen "Verkehrsmitteln" mitgeführt werden.

Was uns aber auf der neuen Fähre Kiel-Oslo (Baujahr 2007) erwartet, verschlägt uns schlicht die Sprache: Verschiedenste Restaurants, vom Burgerladen bis zur noblen Gaststätte, ein Casino, ein grosses Fitnesscenter, mehrere Konferenzräume, eine Wasserwelt mit Rutschbahn und mitten im Schiff eine Promenade, gesäumt von unzähligen Bars, Bühnen, Tanzflächen und Läden, geschmückt mit haufenweise Kitsch in allen Farben leuchtend und blinkend.

Als wir in Kiel schliesslich feststellen, dass viele Passagiere eine Rückfahrt gebucht haben und gerade mal drei Stunden in Deutschland verbringen, fragen wir uns schon: Wieso, liebe Norweger, könnt ihr euch nicht an Land vergnügen? Dort könnte man all das, was ihr dafür braucht wenigstens mit Strom aus Wasserkraft betreiben und nicht mit Dieselstrom...

Ein gewisses Energiebewusstsein scheint den meisten Bewohnern dieses Landes tatsächlich fremd zu sein. Quadratkilometerweise unberührte Natur, glasklare Seen und Flüsse an jeder Ecke, Wasserkraftwerke, die mehr als den Bedarf des eigenen Landes abdecken, grosse Erdöl- und Gasvorräte vorgelagert im Meer. Ja, weshalb sollte man sich da Gedanken zur Energieversorgung und zur Umwelt machen?

Tatsächlich haben wir da etwas andere Voraussetzungen in der Schweiz...

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Geradezu sympathisch, wie es dann in Deutschland weitergeht, mit dem Autozug von Hamburg nach Lörrach. Da fährt verhältnismässig wenig mit, die Einrichtung der Fünferschlafabteile ist tatsächlich auf das Notwendigste reduziert. Und doch wird eigentlich auch dieses Verkehrsmittel unserem Anliegen gerecht, in kurzer Zeit eine grosse Strecke zurück zu legen und dabei unser TWIKE mittransportieren zu können.

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So geraten wir zum Schluss unserer Reise noch richtig ins Grübeln und bedauern, dass gewisse unzweckmässige Verkehrsmittel auf der Rückreise sich etwas negativ auf die Ökobilanz der gesamten Reise ausgewirkt haben... :-(

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Abgesehen davon haben wir unsere Reise in den hohen Norden aber einfach unheimlich genossen. Die Landschaft, das Licht und die Stille haben uns verzaubert. Wir haben es geschätzt, mit vielen interessanten Menschen in Kontakt zu kommen (viele dieser Begegnungen verdanken wir dem TWIKE!) und auf Strassen unterwegs zu sein, auf denen keine Hektik herrscht und es keine Staus gibt.
Das waren acht unvergessliche Wochen! Voll von Bildern und Eindrücken, von denen wir noch lange zehren werden, sind wir nun in die Schweiz zurück gekehrt.
Als TWIKE-Neuling bin ich begeistert, dass eine solche Reise mit diesem Fahrzeug völlig problemlos möglich ist. Herzlichen Dank all jenen, die auf irgendeine Weise dazu beitragen, dass es dieses geniale Gefährt gibt und dass es hoffentlich noch möglichst lange weiter fährt!

Und übrigens: Wir freuen uns darauf, euch noch einige zusätzliche Bilder zu zeigen, an einem gemütlichen Fondueabend. Siehe unter Termine >>>

Für den TWIKE Klub, Susann Morf & Stephan Meister, 03.10.2008
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