Text: Kurt Meister, Bilder: Willem Boosbom
In die Annalen der Zeit werden sie wahrscheinlich nicht eingehen, meine Leistungen am Rennwochenende in Interlaken! Doch erst einmal alles der Reihe nach.
Die Wettervorhersage verspricht für den Samstag einigermassen trockenes Wetter. Mit gemischten Gefühlen steige ich in Thun in den Zug. Gemischt einerseits, weil ich mich auf „mein“ Liegeradrennen freue, andererseits aber auch, weil ich meinen Trainingsplan seit einiger Zeit verlegt hatte. Daher bin ich richtig froh, vom Bahnhof bis zum Flughafen noch ein bisschen Liegerad fahren zu dürfen. Meine Hoffnungen, mich mit ähnlich aufrechten Liegeradlern messen zu können (das Geschwindigkeitsgefälle ist dann nicht so gross) werden jäh enttäuscht: reihum nur flache Flunder, vakuumierte Sardinen und Donnerkeile.
Im 200m Sprint distanziere ich die anderen Fahrer und Fahrerinnen bereits deutlich. Meine Geschwindigkeit im 1. Lauf: 47,6 kmh! Mein Ziel wäre aber 50 kmh. Paul Rudin: „Ja, Koort, die fuffzig schaffsch im zweite Lauf spielend.“ Im 2. Lauf fahre ich dann deutlich langsamer. Nach dem 1000m Rennen habe ich mir aber fest vorgenommen, meinen Trainingsplan wieder auszugraben.
Der Sonntag lädt mit wunderschönem Wetter zum Stundenrennen ein. Bald heisst es Piste gut, macht euch bereit zum Start. Das Feld zieht sich bald einmal in die Länge, vorneweg Flunder und Co., hinten ich. Nach ca. 10 min. hole ich Luzia ein! Was für ein Gefühl! Zusammen machen wir uns auf die Verfolgungsjagd. Wir jagen ungefähr eine halbe Stunde, als wir von zwei nur wenig schneller fahrenden Radler überholt werden. Zack! Luzia und ich hängen uns ein und steigern unser Tempo beträchtlich. Während den nächsten 10 min. vergesse ich beinahe, dass die beiden bereits eine Runde mehr gefahren sind... Was aber danach passiert, verschlägt mir wortwörtlich den Atem. Die zwei Radler wechseln einige Worte, nicken sich zu und lassen uns stehen! So nach dem Motto: Genug der Entwicklungshilfe. Wir sind ja schliesslich hier, um Rennen zu fahren. Die beiden Zugpferde sind aber dafür verantwortlich, dass ich es schaffe, meinen Stundenschnitt über 34 kmh zu halten. Vielen Dank an Heinz und Dominik. |